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Warum wir unser Sortiment komplett auf biologisch umgestellt haben, habt ihr ja bereits im letzten Beitrag erfahren. Solltet ihr das verpasst haben, könnt ihr es gerne jederzeit nachlesen. Hier geht's zum Beitrag!

Erläutert wurden die Leitmotive der biologischen Landwirtschaft samt all ihrer Vorteile für die Gesundheit, die Umwelt und die Tiere.

Wir bleiben bei dieser Thematik. Auch der heutige Beitrag widmet sich der biologischen Landwirtschaft. Nur, dass wir uns speziell den Einsatz von Arzneimitteln in der Tierhaltung ansehen. Verglichen mit der konventionellen Haltung ist der Antibiotikaverbrauch bei biologischen Produkten stärker reglementiert und bietet dadurch zahlreiche Vorteile für unser Ökosystem und folglich für alle Lebewesen.

Folgen des hohen Arzneimitteleinsatzes in der konventionellen Landwirtschaft

Bei der konventionellen Landwirtschaft ist aufgrund der beengten Platzverhältnisse in der Tierhaltung ein hoher Medikamenteneinsatz nötig, da ansonsten ständig Krankheiten ausbrechen würden. Die hohe Besatzdichte sorgt für eine hohe Übertragungsrate von Krankheiten. Vor allem in der Schweine- und Geflügelmast werden Medikamente präventiv verabreicht, d.h. Tiere behandelt, die noch gar nicht krank sind.

Der in 34 Ländern erlaubte Einsatz von Antibiotika als Wachstumsbeschleuniger ist in Deutschland seit 2006 verboten. Allerdings dürfen Antibiotika auch gesunden Tieren im Bestand verabreicht werden, wenn wenige Artgenossen Krankheitssymptome aufweisen. Das kann ähnlich wirken wie die verbotene prophylaktische Antibiotikagabe.

Das Problem dabei ist, dass Bakterien ziemlich geschickte Überlebenskünstler sind und vermehrt Resistenzen bilden können, da sie hohe Mutationsraten haben. Ein starker Antibiotikaeinsatz führt zu antibiotikaresistenten MRSA- und ESBL-Keimen. Das führt wiederum dazu, dass Antibiotika im schlimmsten Fall nicht mehr wirken und auf Reserveantibiotika zurückgegriffen werden muss. Ursachen der Keimübertragung sind ungenügende Hygiene in den Schlacht- oder Zerlegebetrieben sowie ungenügende Erhitzung des Fleisches bei der Zubereitung. Resistente Keime gelangen auch durch abgespülte Gülle auf den Feldern in das Grundwasser oder generell durch die Belüftungssysteme der Ställe nach draußen.

Antibiotika finden sich ebenso im Trinkwasser, genauso wie Hormone und andere Xenobiotika, die da eigentlich nichts verloren haben und unsere Stoffwechselprozesse, genauso wie die unserer Haustiere, gewaltig durcheinanderbringen können. Hormone sind Botenstoffe, die bestimmte Regulationsfunktionen übernehmen und spezifische Wirkungen am Erfolgsorgan haben. Eine Störung des sensiblen Hormonhaushaltes kann schädliche Wirkungen auf den gesamten Körper haben.

Hohe Östrogenwerte im Wasser bewirken sinkende Reproduktionsraten bei Fischen, da bei den männlichen Tieren die Spermienproduktion stark abnimmt.

Für den wissenschaftlichen Beirat für Agrarpolitik zählt ein "deutlich reduzierter Arzneimitteleinsatz" zu den Leitlinien einer von der Bevölkerung akzeptierten Nutztierhaltung. Über eine verbesserte Tiergesundheit lässt sich der Gesamtumfang des Einsatzes von Arzneimitteln im Tierbestand reduzieren.

Die Ställe sind den Tieren anzupassen, und nicht die Tiere den Ställen. Auch die Bestandsbetreuung und die Tierzucht sind entsprechend zu verbessern. Neuland-Landwirt*innen, weidehaltende Betriebe oder Ökohöfe machen seit Jahren vor, dass es auch anders geht.

Dass es zu einer Reduktion des Antibiotikaeinsatzes ohne gesundheitliche Einbußen bei den Tieren kommen kann, zeigen auch Beispiele aus anderen EU-Mitgliedstaaten (z.B. in Dänemark) sowie die Erfahrungen auf vielen Biobetrieben. Dort kommen Medikamente deutlich seltener zum Einsatz.

Strengere Auflagen der Bio-Landwirtschaft

Wir von Liebesgut stehen für einen verantwortungsbewussten Einsatz von Medikamenten, und zwar nur dann, wenn es wirklich nötig ist und nicht auf Kosten der Nutztiere und der Umwelt geht.

Medikamente kommen auch in der Bio-Landwirtschaft zum Einsatz, da die Verpflichtung besteht, dem kranken Tier unverzüglich zu helfen und Leiden zu vermeiden. Es werden jedoch homöopathische und phytotherapeutische Arzneimittel vor chemisch-synthetischen, allopathischen Mitteln oder Antibiotika bevorzugt. Die Verantwortung für den Antibiotikaeinsatz liegt beim Tierarzt. Das präventive Verabreichen konventioneller Medikamente, wie Antibiotika, ist verboten.

Es gelten besondere Auflagen der EU-Öko-VO für den Einsatz konventioneller Tierarzneimittel:

  •  Die konventionell angegebene Wartezeit ist zu verdoppeln

 

  •  Bei Medikamenten mit 0 Tagen Wartezeit sind mindestens 48 Stunden Wartezeit einzuhalten

 

  •  Die Behandlungen sind ausführlich zu dokumentieren (Meldung an Kontrollstelle) und die behandelten Tiere müssen eindeutig gekennzeichnet werden

 

  •  Die Tiere dürfen maximal dreimal pro Jahr mit konventionellen Arzneimitteln behandelt werden (ausgenommen sind Impfstoffe und Antiparasitika)

 

  •  Masttiere, deren Lebenszeit kürzer als ein Jahr ist, dürfen nur einmal im Leben mit solchen Präparaten behandelt werden (ausgenommen auch hier die Impfstoffe und Antiparasitika)

 

  • Kein Einsatz von Wachstums- oder Leistungsförderern

 

  • Kein Einsatz von Hormonen zur Kontrolle der Fortpflanzung

 

Werden diese Regeln nicht eingehalten, kann es zu einem Ausschluss aus der Bio-Vermarktung kommen.

Antibiotika sind keine Hustenbonbons. Sie können über Leben und Tod entscheiden, weshalb ihr Einsatz wohl überlegt sein sollte. Die Gesundheit ist unser wichtigstes Gut, das wir uns nicht durch unüberlegten Antibiotikaeinsatz verscherzen dürfen. Bio-Produkte ermöglichen einen nachhaltigen, verantwortungsvollen Konsumweg.

Die strengeren Auflagen und die bessere Tierhaltung der biologischen Landwirtschaft sorgen dafür, dass Arzneimittel gar nicht erst so oft zum Einsatz kommen müssen. So werden gesunde Produkte erzeugt, die wertvolle und natürliche Nährstoffe liefern.

 

 

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